Ich lebe seit fast sieben Jahren in Kalifornien, genauer gesagt im Silicon Valley, das ja vielleicht bald schon ein selbstständiger Bundesstaat wird…
Unser Umzug hierhin hat sich eher zufällig ergeben, als mein Mann vor sieben Jahren einen Job beim Solar-Startup Nanosolar angeboten bekam. Damals wollte das Valley “grün” werden, was aber bis heute nicht wirklich gelungen ist.
Da wir schon immer mal eine Zeit im Ausland verbringen wollten, uns aber das Leben selbst irgendwie daran gehindert hatte sich aktiv um eine Realisierung dieser Idee zu kümmern, kam uns dieses Angebot gerade recht und das sonnige, hippe, zukunftsweisende Kalifornien wirkte aus der Ferne sehr überzeugend.
Uns ging es gut, die Kinder waren noch klein, wir noch keine 40, aber der Wunsch nach einer Veränderung, nicht die nächsten 20 Jahre im Kölner Alltag versumpfen zu wollen, war groß. Also, Sachen verkauft, verschenkt, verpackt und verschifft, Wohnung vermietet und ab in den Flieger. War eigentlich ganz einfach so im Rückblick, viel einfacher als vorher angenommen. Nachdem wir uns entschieden hatten. Nach gefühlten 100 Stunden von Diskussionen miteinander und mit Freunden und Familie. Und nach Claus Kleber und seiner Dokumentation “Amerikas andere Seite”, die am 11. Dezember 2007 ausgestrahlt wurde, als wir uns bereits entschieden hatten, umzusiedeln und das Visa schon beantragt war.
Ich muss sagen, dass ich die Überzeugungskraft Kaliforniens schwer unterschätzt habe. Mein Herz wird für immer diesem wunderschönen Teil der amerikanischen Westküste gehören, es ist ein Stück Heimat geworden und nicht deshalb, weil Google, Apple & Co. hier ein Stückchen Technologie-Geschichte schreiben, sondern weil es sich hier so wundervoll leben lässt. Die Sonne scheint durchschnittlich an 301 Tagen im Jahr, das heißt man kann so gut wie jeden draußen verbringen. Die Landschaft, Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten sind ein Traum und es gibt Unmengen von freundlichen und weltoffenen Menschen aus der ganzen Welt, die es einem leicht machen, sich willkommen und wohl zu fühlen. Ich bin wirklich dankbar für die vielen Menschen, die ich kennenlernen konnte und für die einigen, besonderen, die wir unsere Freunde nennen dürfen. Hört sich fast wie das Paradies an, aber es mangelt dennoch am nötigen Heimatgefühl. So ganz gehört man eben doch nicht hier her und die Ruhelosigkeit und Geschwindigkeit, das ewige Streben nach beruflichen und finanziellem Status die hier im Valley herrschen, tragen für mich nicht unbedingt zu einem “heimeligen” Gefühl bei.
Heimat befindet sich nach wie vor ca. 9000 Kilometer weiter östlich von mir. Unsere Familie und alten Freunde sind dort und außer ihnen vermisse ich regelmäßig Brötchen vom Bäcker an der Ecke, die deutsche Ehrlichkeit und Direktheit, anständige, unabhängige Nachrichten, mehr Fahrräder als Autos auf der Venloer Straße, ein Reissdorf Kölsch aus der Flasche auf dem Brüsseler Platz und sogar ab und zu das Abendessen bei den Schwiegereltern. Es ist komisch, was einem so fehlen kann, wenn es weit weg ist. Ich weiß….
The grass is always greener on the other side.
Ferne Wiesen scheinen grüner.