Ich hätte nie gedacht, dass wir irgendwann mal Hühner besitzen würden. In Köln hatten wir zwar einen kleinen Garten, aber uns war nie der Gedanke gekommen, Hühner zu halten. Aber hier in San Jose haben wir vor vier Jahren in einem Haus gewohnt, das einen riesigen Garten mit einem alten Schuppen hatte, der sich perfekt als Hühnerstall eignete. Da wir außer ein paar Fischen keine Haustiere hatten, haben wir uns gefragt: Warum nicht ein paar Hühner halten? Kosten nicht viel, machen nicht viel Arbeit und legen – hoffentlich – viele leckere Bio-Eier. Gesagt, getan. Mein Mann hat gemeinsam mit den girls Hühner-Rassen recherchiert und sie haben sich Hühner namens “Blue Andalusian” ausgesucht. Vier Küken wurden dann tatsächlich online auf mypetchicken.com bestellt und per Luftfracht im Päckchen geschickt. So wurde ich am 16. August 2010 telefonisch benachrichtigt, dass für mich ein “peeping package” im Postamt San Jose West bereit liegt. Ich war eigentlich gerade dabei, meinen morning run auf dem Los Gatos Creek Trail zu beginnen, hatte mich dann aber entschieden, die Küken sofort abzuholen und das war auch gut so, denn eine von ihnen war total durchgefroren und hätte es sicher nicht überlebt, wenn sie noch eine Stunde länger im kalten Postfach gelegen hätte. Heute haben sie den Versand auch schon wesentlich tierfreundlicher gestaltet, die Pakete sind jetzt mit einem Heizelement versehen, so dass den gefiederten Freunden nicht mehr zu kalt wird. Trotzdem würde ich beim nächsten Kauf auf jeden Fall einen näheren Anbieter finden oder auf eine der örtlichen Farmen gehen, die auch Küken verkaufen, wenn auch oft die Auswahl an Rassen wesentlich geringer ist. So kamen wir also zu unseren 4 ersten Hühnern, für jeden eins:
Toopie, Blueberry, Elfriede und Angela M.
Die ersten Wochen sind für die kids super fun, diese kleinen flauschigen und tollpatschigen Wesen sind aber auch einfach zu drollig. Hier im milden, kalifornischen Klima ist es natürlich auch ziemlich easy die Küken von drinnen nach draußen umzusiedeln, aber auch im deutschen Frühjahr bzw. Frühsommer sollte das nicht allzu große Probleme bereiten. Wir haben die Damen bereits nach gut drei Wochen nach draußen in den Stall umgesiedelt, haben allerdings nachts weiterhin die Wärmelampe angelassen. Sie haben alle noch aneinander gekuschelt in ihrer Box geschlafen, erst später fangen sie an, erhöht schlafen zu wollen.
Leider mussten wir Mitte Dezember unser favorite chicken, Blueberry beerdigen, da sie vor unseren Augen gestorben ist. Man weiß es nie genau, aber sie ist vermutlich an Legenot gestorben. Sie hat ihr erstes Ei produziert, konnte es aber nicht legen. Wir hatten schon gemerkt, dass sie sich an diesem und dem vorherigen Tag anderes verhalten hatte. Sie plusterte sich extrem auf und saß ganz still in der Ecke. Wir haben es mit Massagen probiert, aber es hat sich nichts gerührt. Als wir abends nochmal nachgesehen haben, hat mein Mann sie nochmal auf den Arm genommen um sie zu massieren, aber da hat sie sich plötzlich erbrochen und ist einfach in seinem Arm gestorben. Furchtbar! Hätte nicht gedacht, dass mich der Tod eines Huhns mal so berühren würde.
Aber man gewöhnt sich an diese Viecher und die “Blue Andalusians” würde ich auf jeden Fall für Familien empfehlen, denn alle bis auf Elfriede waren außergewöhnlich anhänglich und man konnte richtig mit ihnen kuscheln, besonders Angela M. war besonders kuschelbedürftig.
Ein halbes Jahr später haben wir uns dann nochmal drei Küken angeschafft, da wir ja nur noch drei, aber reichlich Platz hatten. Unsere Freundin wollte sich nun auch Hühner anschaffen und da haben wir uns eine Bestellung geteilt. Leider sind bereits nach 3 Tagen zwei der Küken gestorben und so haben wir uns nochmal zwei in einer local farm in San Martin gekauft. Das war eigentlich auch ziemlich nett, da unsere girls sich aus ca. 150 Küken genau die zwei aussuchen durften, die ihnen am besten gefallen haben. Für mich sahen die meisten aber ziemlich gleich aus! So hatten wir mit sechs Hühnern schon eine richtige kleine Hühnerfarm im Suburb. Mehr darf man aber auch hier in San Jose nicht halten, es gibt da ganz genaue Vorschriften. In unserem damaligen Neighborhood waren unsere Hühner sehr beliebt und wir hatten nie ein Problem, “Hühnersitter” zu finden wenn wir in den Urlaub gefahren sind. Denn man bekommt dafür ja täglich leckere Eier und zu Hochzeiten hatten wir tatsächlich 6 Eier am Tag. Die kann man auch als vierköpfige Familie nicht immer schaffen und teilt gerne mit den Nachbarn!
Interessant ist, dass sich Hühner – oder zumindest unsere – ab und zu wohl andere Stellen suchen, an denen sie ihre Eier legen bzw. sich besonders wohl fühlen. Ich weiß noch, dass im Sommer 2012 unsere Hühnersitterin in einer Woche nie Eier in den Boxen gefunden und sich darüber gewundert hat. Als wir aus dem Urlaub kamen, haben wir einen Haufen nicht zerbrochener Eier auf einem unserer bequemer Gartenstühlen gefunden.
17 Stück!
Unser damaliger Nachbar fand unsere Hühner so nett, dass er und seine Schwester beschlossen haben, sich selber auch Hühner anzuschaffen.
Leider mussten wir Anfang 2013 aus diesem schönen Haus ausziehen und es war ziemlich schwierig ein neues Haus zum Mieten zu finden. Die sind hier im Valley eher selten und die meisten sind außerdem noch ziemlich grausam, weil die Vermieter hier absolut nichts updaten, wenn es nicht unbedingt nötig ist. So war auch das neue Haus nicht wirklich ein Traum, das Wohnzimmer hatte zwar einen sehr schönen Kamin, unseren schönsten bisher und einen tollen Holzboden, aber die Küche und die Bäder waren eher ein Alptraum. Dafür hatte die Vermieterin nichts dagegen, dass wir unsere Hühner mitbringen – da der Garten ohnehin eher wie ein braches Rübenfeld aussah – und es gab auch nicht wirklich eine Alternative. Einziges Problem war nur, dass wir in diesem Garten nicht wirklich die Hühner-Vorschriften der Stadt San Jose einhalten konnten, da das Grundstück noch nicht mal halb so groß wie unser vorheriges war. Die Vorschriften hier sind sehr präzise: Man darf nicht mehr als 6 Hühner in der Stadt ohne eine Genehmigung halten, keinen Hahn, der älter als 4 Monate ist und es muss ein Abstand zum Nachbarn von min. 20 feet eingehalten werden. Das hat uns schon etwas nervös gemacht, da der Nachbar zu dem der Abstand höchsten 7 feet betrug. Wir hatten aber Glück, denn der Nachbar auf dieser Seite war ein tiefenentspannter, rauchender Rentner, der unsere Eier sehr zu schätzen wusste. Puh! Nur eines Sonntags, als unsere Damen mal wieder lautstark ankündigten, dass sie nun bald ein Ei legen würden, brüllte irgendeiner von schräg gegenüber: “Oh, hell no! Chickens in my neighborhood!”
Meistens bekommt man aber sehr positive Reaktionen und alle lieben die leckeren Eier.
Nachdem letztes Jahr zwei “Blue Andalusians” vermutlich an Altersschwäche gestorben sind, haben wir heute unser “Cookiemonster” wahrscheinlich an einem Herzschlag oder an einem Spinnendes – so unsere Vermutungen – verloren. Völlig unerwartet und wie immer sehr traurig. Unsere Kinder trauern jedes Mal um ihre Hühner und es wurde sofort ein “Grabstein” gebastelt.
Jetzt werden wir uns wohl wieder drei Küken zulegen, es ist ja bald Frühling.
Hier drei deutsche Internetseiten für Hühnerhaltung im Garten:
Und auch noch zwei Bücher zum Thema:
Unser Hühnerstall ist ziemlich simpel gestaltet und wer Tipps braucht oder Fragen hat, kann sich gerne bei mir melden.